Gastspielinfos zu ‘Das Konzept bin ich’

Eine kollektive Stückentwicklung über die Euthanasie im Nationalsozialismus

Von und mit i can be your translator

Performance
Dauer: 90 Minuten (ohne Pause)
Die Produktion feierte Premiere beim Festival FAVORITEN (Dortmund, Nordrhein-Westfalen)


Infos und Material zum Download




Aufführung 8. Feb. 2019
Ringlokschuppen, Mühlheim an der Ruhr (Dauer: 1:15h)


Trailer

Preview


Arbeitsprozess


Textmaterial für Öffentlichkeitsarbeit


Besetzung

Lis Marie Diehl, Linda Fisahn, Christian Fleck, Julia Hülsken, Lina Jung, Bastian Ostermann, Christoph Rodatz, Christian Schöttelndreier, Laurens Wältken

Dramaturgie: Kathrin Eckhoff, Philipp Schulte

Licht, Raum, Video: Birk-André Hildebrandt

Kostüm: Julia Strauß

Videoproduktion: Carsten Schecker, Björn Nienhuys

Videodokumentation: Annika Falkenberg

Produktionsleitung: Helene Ewert

Assistenz: Line Klein,

Verwaltung: Julia Knies


Credits

Eine Produktion von i can be your translator. Gefördert durch das Kulturbüro der Stadt Dortmund, den Fonds Soziokultur, der LAG NW, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der DEW21


Teaser

Kollektiv und vielstimmig verhandeln i can be your translator die Frage nach dem Umgang mit dem Thema Euthanasie auf der Bühne: Das Konzept bin ich!


Ankündigungstext

Euthanasie hieß für die Nazis leichtes Sterben.
Für uns heißt Euthanasie Trauerkeit.
Weil viele Leute gestorben worden sind.
Da sind wir uns einig.

Aber:
Einige von uns hätten gerne Panzer auf der Bühne.
Einige von uns wollen genau eine Stunde lang Witze erzählen.
Einige von uns wollen ein Lied von Zara Leander singen.

Als Euthanasie, als leichtes und schönes Sterben, bezeichneten die Nazis auf zynische Weise das Ermordungsprogramm an Menschen, die nicht der ausgerufenen Norm von Gesundheit und Produktivität entsprachen. Über ein Jahr hinweg haben i can be your translator zu den historischen Fakten und ideologischen Rechtfertigungen der Tötungen recherchiert, sind zu Mahnmalen und Gedenkstätten gefahren, haben sich konfrontiert und emotional auseinandergesetzt.

In Das Konzept bin ich fragen sie nach dem Umgang mit dem Thema Euthanasie auf der Bühne – sie tasten sich spielerisch heran, schaffen leise Momente für Erinnerung und Trauer, wie auch starke Momente der Entgegnung: Das Konzept bin ich!


Weiteres beschreibendes Textmaterial / Hintergrund

Im September 2018 feierte i can be your translator im Rahmen des Favoriten Festivals mit Das Konzept bin ich Premiere und wurde mit dem GROUND SUPPORT Preis ausgezeichnet.

Aus der Begründung der Festivaljury FAVORITEN 2018

i can be your translator sind mit ihrer Arbeit Das Konzept bin ich ein doppeltes Wagnis eingegangen: Indem sie sich einem schwierigen Thema stellen; und indem sie sich zu diesem Thema als Mixed-Ability-Gruppe ernsthaft am kollektiven und gleichberechtigten Arbeitsprozess versuchen. Wir waren beeindruckt und berührt von ihrer Auseinandersetzung, die gleichermaßen Raum für ein gemeinsames Trauern und Gedenken lässt, und trotzdem sehr humorvoll immer wieder in das Hier und Jetzt des Gruppenprozesses und des gemeinsamen Musikmachens zurückfindet.“

Der Premiere voraus ging eine durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft geförderte anderthalbjährige Recherche- und Konzeptphase, in der sich die Gruppe mit den Euthanasiemorden im Nationalsozialismus auseinandersetzte. Die Performer*innen nahmen an einem Seminar an der TU Dortmund mit dem Titel Vergessen und Erinnern teil. Außerdem besuchten sie die ehemalige Tötungsanstalt Hadamar, die T4-Gedenkstätte und das Holocaust Mahnmal in Berlin sowie die Gedenkstätten Steinwache in Dortmund und Düsseldorf.

Darüber hinaus befassten sie sich mit dem Thema Kollektives Arbeiten und Möglichkeiten gleichberechtigter Konzeptentwicklung – etwa im Rahmen eines Workshops mit Fanni Halmburger und Lisa Lucassen von der Performance-Gruppe She She Pop oder in Konzept-Workshops mit dem Dramaturgen Philipp Schulte.

Ziel war eine möglichst gleichberechtigte inhaltliche Auseinandersetzung und Entwicklung des Stücks. Eine Konsequenz und klare Entscheidung aus dem Umstand, dass einige Mitglieder der Gruppe während des Nationalsozialismus ganz direkt von dem Thema betroffen gewesen wären.

Unter Einbezug der individuellen Zugänge und Perspektiven bietet Das Konzept bin ich einen höchst vielstimmigen Umgang mit dem Thema Euthanasie und legt zugleich mit performativen, sprachlichen und musikalischen Mitteln offen, wie sich die Gruppe in kollektiver Zusammenarbeit der Thematik genähert und damit auseinandergesetzt hat. Gerade dieser Einblick in die Arbeitsweisen innerhalb der Gruppe verweist auch auf übergeordnete gesellschaftliche Strukturen und wirft in diesem Zusammenhang Fragen nach einer gleichberechtigten Teilhabe an Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen auf. Auf diese Weise regt Das Konzept bin ich sowohl eine emanzipatorische Auseinandersetzung mit der Geschichte als auch mit aktuellen Geschehnissen und dem gesellschaftlichen Umgang mit Verschiedenheit an.


Text zur Gruppe

i can be your translator ist ein ursprünglich als Band gegründetes Kollektiv aus Dortmund. Mittlerweile arbeiten die Performer*innen aus dem Ruhrgebiet und Hamburg vor allem im Bereich (Musik-)Theater. Auf der Basis einer inklusiven Grundhaltung forschen sie an neuen Formen der kollektiven Zusammenarbeit und deren künstlerischen Umsetzung. Im Frühjahr 2014 brachte die Gruppe ihr erstes Musiktheaterstück Displace Marilyn Monroe auf die Bühne. 2016 folgte, nach diversen Gastspielen in Wuppertal, Linz, München und dem Schauspiel Dortmund, die zweite Produktion Einstein – Musik Theorie Theater am Schauspiel Dortmund. 2017 war Einstein beim Theaterfestival Grenzenlos Kultur am Staatstheater Mainz zu Gast. Im September 2018 feierte i can be your translator im Rahmen des Favoriten Festivals mit Das Konzept bin ich Premiere und ist Preisträger des GROUND SUPPORT.


Ankündigungstext in einfacher Sprache

Die Theater-Gruppe „i can be your translator“ lädt ein!

i can be your translator heißt: ich kann dein Übersetzer sein!

Euthanasie hieß für die Nazis leichtes Sterben.


Für uns heißt Euthanasie Trauerkeit.


Weil viele Leute gestorben worden sind.

Da sind wir uns einig.

Aber:

Einige von uns hätten gerne Panzer auf der Bühne.


Einige von uns wollen genau eine Stunde lang Witze erzählen.


Einige von uns wollen ein Lied von Zara Leander singen.


Das neue Theater-Stück heißt „Das Konzept bin ich“

Wir machen ein Theater-Stück zum Thema „Euthanasie“.

„Euthanasie” heißt leichtes Sterben.

Die Nazis haben viele Menschen mit Behinderung ermordet.

Das haben sie Euthanasie genannt.

Die Nazis haben gesagt:

Menschen mit Behinderung sind nicht lebens-wert.

Sie sind nicht wertvoll für die Gesellschaft.

Über die Gründe, warum die Nazis so viele Menschen mit Behinderung umgebracht haben, haben wir viel nachgedacht.

Dazu haben wir viele Orte besucht.

Zum Beispiel Gedenk-Orte.

Und Orte, wo Menschen mit Behinderung ermordet wurden.

Aus unseren Gedanken und Gefühlen dazu haben wir das Theater-Stück gemacht.

Wir machen in dem Stück auch Musik.